Wir leben!
Heute haben wir nach einem… Naja.. minmalem Frühstück und einer davor sehr kurzen Nacht den eigentlich einfachen Weg zur Ulmer Hütte begonnen.
Zugegeben hat es bereits geregnet, als ich aufgewacht bin. Aber die meisten anderen Bewohner haben sich schon früh, ausgerüstet mit Poncho und Regenhose auf den Weg gemacht. Wir waren dann die letzten mit improvisierten Ponchos und nur ich mit Regenhose.
Der Weg, der Wind und der Nieselregen haben zusammen dafür gesorgt, dass ich bereits nach den ersten Metern durchgefrorene Finger hatte. Der Weg hat sich dann noch verschlechtert. Es gab viele Bäche die eine Schneise in den Weg gegraben haben und unser Klettervermögen mit tauben Händen herausgefordert haben.
Auf einem Plataeu begann dann der Regen sich in Schnee zu wandeln. Der Schnee war eher ein Schneeregen. Er sorgte dafür, dass mir und den anderen noch kälter wurde. Wir haben uns dann bald auch auf Schneefeldern bewegt. Es wurde immer felsiger. Der Nebel, der anfangs die Aussicht verschönerte, machte uns bald auch die Navigation über die allgegenwärtigen Wegmarkierungen schwierig.
Das letzte Schneefeld war umgeben von Bergen. Es war nicht sofort klar wo es weiter geht. Wir haben uns dann über das Schneefeld, über lose Steinfelder den Hang herauf gekämpft. Wir haben mit unseren Schuhen Tritte in den Schnee treten müssen. Es war sehr kalt, weil wir mit den Händen in den Schnee greifen mussten um nicht abzurutschen. Oben angekommen waren wir bereits alle absolut erschöpft und wir hatten noch einen Steig vor uns mit einem Stahlseil am Berg, das zu greifen schmerzte. Wir kamen nur sehr langsam voran. Wir haben uns gequält, uns war kalt, wir mussten aber weiter, weil es immer mehr schneite und der Nebel immer dichter wurde. Die ganze Hoffnung lag darauf, dass wir oben angekommen einen einfachen Weg ins Tal hätten.
Als wir über die Kante kamen sind wir verzweifelt. Der Weg war nicht zu erkennen. Es war zu neblig, der Schnee fiel bereits zu dicht. Wir sind zusammengebrochen. Wir mussten eine Entscheidung treffen. Wir haben die Bergnotrettung angerufen.
Wir wurden mehrfach zurückgerufen,damit unsere Position und unser Status erfragt werden konnte. Wir haben alle gefroren. Wir haben versucht mit allem was wir hatten uns anzuziehen, aber trotzdem waren einige von uns halb erfroren. Zusammengekauert an einer Felswand, auf einem Berg im Schneesturm und Nebel saßen wir und warteten auf die Rettung.
Und sie kam. Insgesamt 11 Retter haben sich nach uns auf den Weg gemacht und hatten Hoffnung, warme Jacken und Sicherheitsgeschirr für den Abstieg dabei. Jeder von uns bekam einen Helfer, der uns sicherte. An den schwierigen Stellen haben die anderen Retter Seile im Stein befestigt.
Als wir unten an der Hütte angekommen sind, bin ich innerlich zusammengebrochen. Ich konnte nicht mehr. Ich hab mich aus den kalten, nassen Sachen geschält. Ich stand in der Hütte, im warmen. Um mich herum waren Helfer und meine Freunde. Wir hätten so oft abstürzen können, jeder von uns. Wir hätten kein Handyempfang haben können. Es hätte so viel passieren können. Jetzt liege ich im Bett. Meine nassen Sachen wurden getrocknet. Mir geht es gut. Uns allen geht es wieder gut.
Morgen geht es ins Tal.