Auf der Arbeit habe ich manchmal das Gefühl, dass ich mich in einer Konkurrenz-Situation befinde. Wenn ich etwas tue, und ich tue es gut, wie ich finde, dann fühle ich mich aus der Konkurrenz heraus wieder schlecht. Das mag Einbildung sein. Am besten wäre es darüber zu sprechen, gerade mit den Leuten, von denen ich befürchte, dass ich mich mit Ihnen in Konkurrenz befinde.
Meine Strategie zurzeit ist es mir Probleme zu nehmen, die unliebsam scheinen. Das sind entweder Probleme, die in einem Bereich liegen, mit dem sich andere noch nicht beschäftigt haben oder Probleme, die so einfach sind, dass sich andere lieber mit etwas anderem beschäftigen.
Das ist eine devote Haltung. Aber gleichzeitig verfolgt sie ein Ziel. Ich kann nicht sagen, dass es ein bewusst gesetztes Ziel ist, aber ich weiß, welche Folgen mein Handeln haben könnte.
Die Theorie, die dahinter steht, hat einen bestimmten Namen, aber mir fällt nicht ein, wie sie heißt. Ich habe von ihr im Zusammenhang mit einem altertümlichen Problem gehört. Es geht um Bauern und Lehnsherren. Die Überlegung geht so, dass ein Bauer, der auf dem Feld arbeitet immer besser in seiner Tätigkeit wird. Der Lehnsherr hingegen delegiert die Arbeit nur an den Bauern. So entsteht ein Gefälle in den Fähigkeiten und alsbald müsste der Bauer selbst bessere Fähigkeiten in der wertschöpfenden Sache sein, als der Lehnsherr, wodurch dieser seine Legitimierung verliert.
Ich denke es ist einfach zu sehen, wie ich die Verknüpfung zu meiner Situation ziehe. Durch das Delegieren tue ich zwar unliebsame Arbeit, werde aber zu einem unverzichtbarem Teil der Wertschöpfung. Unsichtbar versuche ich mich somit selbst aufzubauen und die negativen Effekte von ausgelebter Konkurrenz zu verhindern.
Es ist genau das Gegenteil von Kollaboration. Statt das alle gemeinsam an einer Aufgabe arbeiten und sich so als Team gegenseitig verbessern, entstehen isolierte Inselbegabungen. Effekt davon ist, dass ich mich weigern werde, irgendwann einmal, andere Aufgaben anzugehen, von denen ich weiß, dass ein anderer sie viel besser kann. Es scheint mir nahezu dumm und schlecht geplant, wenn ich Dinge tun soll, die wer anders besser tun könnte.
Wie könnte man stattdessen handeln? Ich probiere noch etwas anderes. Ich frage ständig um Hilfe und höre aufmerksam zu. Dadurch entsteht zwar ein kleines Problem.. ich gehe meinen Kollegen vielleicht manchmal auf die Nerven, aber das ist keine Konkurrenz, sondern der offen ausgesprochene Wunsch sich mit Hilfe seiner Kollegen weiterzuentwickeln. Dadurch entsteht Gleichheit, statt Differenz. Es lässt sich vergleichen mit einer Schule oder vielleicht noch mehr mit einer Universität. Statt, dass alle individuell eine Stärke verfolgen, die sie nur verfolgen, um sich von den anderen Schülern / Studenten abzugrenzen, lernen alle das selbe von einem Dozenten. So entsteht ein Gemeinschaftsgefühl und eine Basis für Kollaboration.
Auch in diesem Vorgehen steckt natürlich negatives Potential. Es ist das genaue Gegenteil und nur ein anderes Extrem. Gefahren besteht beispielsweise, wenn neue Ideen durch das Prinzip unterdrückt werden. Das Individuum und sein Wunsch eines zu sein, kann sich gegebenenfalls nicht ausleben, so dass ein Team stagniert. Auch könnte eine Insellösung zwischen Teams entstehen, wenn sich ein Team wie ein Individuum verhält.
Wie ein guter Freund proklamiert, ist wohl ständige Achtsamkeit ein wirksames Mittel. Immer wieder mal seine Sichtweise zu verändern, sich und andere zu hinterfragen oder und auch sich hinterfragen zu lassen in einem offenen und vorurteilsfreiem Raum hilft, denke ich. So verhindert man sich in einem Extrem zu verrennen.
Und eine Lösung ist ganz bestimmt nicht richtig, heile Welt zu spielen. Konflikte, wie auch immer man sie austrägt, möglichst aber auf einer Ebene die sich und andere weiterbringt, sollten ausgetragen werden. Auch wenn es nur vor einem selbst geht. Heile Welt sorgt dafür, dass Probleme und Konflikte unausgesprochen bleiben. Es sorgt für Stagnation.
Introspektion. Selbstschau. Fremdschau. Retrospektive.