Die Wahrheit hinter dem Handeln

So nun möchte ich also ein guter Mensch sein um glücklich zu werden. Ich tue demnach gute Dinge, damit ich mich zum einen gut fühle und zum anderen hoffen kann, dass mir auch gute Dinge widerfahren. Die Ursache ist glücklich zu sein.

Eine Grundlage um glücklich zu sein, ist zunächst jedoch in der Lage zu sein, glücklich zu sein. Wenn mir das Essen fehlt und das Wasser oder nur die Luft zum Atmen, dann kann ich nicht glücklich sein. Ich hungere, verdurste und ersticke ohne diese Dinge. Auch gibt es mehrere Dinge die meinen Zustand zusätzlich beeinflussen. Fehlen zum Beispiel über einen längeren Zeitraum die sozialen Kontakte, dann fühle ich mich vereinsamt und kann nicht glücklich sein. Ich kann auch nicht glücklich sein, wenn ich nicht die Freiheit habe, in den Grenzen meiner Gesellschaft, Entscheidungen für mich selbst zu treffen. Fehlt diese Freiheit fühle ich mich eingeschränkt.

Aber nun ist meine Lage eben diese, dass ich all das habe und gute Dinge tun will. Man könnte meinen, dass die beste Art, gutes zu tun ist, andere glücklich zu machen. Und wie kann ich andere glücklich machen? Ich kann ihnen helfen die Grundlagen zum glücklich sein, zu ermöglichen. So sind nicht alle diese Dinge allein zu erreichen und manche werden auch absichtlich verwehrt. Ich kann Dinge tun um diese Grundlagen zu ermöglichen, wie das Spenden von Essen und Wasser oder das freundliche Verhalten gegenüber einer sozial benachteiligten Person oder ich kann helfen politischen Druck auf eine sein Volk unterdrückende Partei auszuüben.

Diese Dinge sind sehr direkt und helfen vermutlich vor allem kurzzeitig die Grundlagen zu schaffen. Was aber natürlich viel besser wäre, als die kurzfristige Unterstützung, wäre ein System zu leben, welches allen Menschen ermöglicht die Grundlagen zum glücklich sein zu jeder Zeit zu haben. Über so ein System habe ich bereits geschrieben. Es könnte der Kapitalismus sein. Jedoch ein ehrlicher Kapitalismus, welcher zum Wohle aller operiert und nicht nur zur Bereicherung mancher. Ich denke, dass ein solcher Kapitalismus möglich ist und wir sehen Ansätze darin, dass Unternehmen sich Marktvorteile verschaffen, indem ein solcher Kapitalismus gelebt wird.

Die Frage jedoch bleibt, was wäre wenn alle sich so verhalten würden? Es gäbe keinen Marktvorteil mehr. Dann hätte wieder derjenige einen Vorteil, der günstiger verkauft. Das ist die Quintessenz des Marktes. Der Preis ist die unmittelbarste Begegnung zwischen den Menschen in einem Markt. Der Preis bestimmt meine Entscheidung, vor allem wenn ich mich mit dem Produkt nicht auskenne. So ist mir ein schlechter Pulli von einem hochwertig hergestelltem Pulli auf dem ersten Blick nicht zu unterscheiden. Ich merke es vielleicht nach längerem Gebrauch und das nächste Mal werde ich den hochwertigeren Pulli kaufen. Doch dann sehe ich neben diesem noch einen liegen, welcher mit dem Prädikat wirbt, dass er den ehrlichen Kapitalimus unterstützt, nur dass dieser doppelt so teuer ist. Was sagt mir das?

Schwer zu sagen. Es bedarf Untersuchungen und der erste Ansatz, dass der billige Hersteller seine Mitarbeiter ausbeutet, muss nicht stimmen. Vielleicht spart er sich die teuren Lizenzkosten für das Prädikat „ehrlicher Kapitalismus“ und unterscheidet sich überhaupt nicht von dem anderen Unternehmen. Möglicherweise liegt es auch an einem Zwischenhändler, welcher die Pullis mit dem Prädikat teurer verkauft. Es ist ohne Informationen schwer zu sagen. Ich muss einen sehr großen Aufwand betreiben und schlussendlich müsste ich trotzdem irgendwem vertrauen und was ist es dem ich vertraue und wieso überhaupt das ganze?

Das liegt an dem Wunsch glücklich zu sein. Und wenn ich das Etikett kaufe, kann ich mir dieses glückliche Gefühl erkaufen. Ob das jedoch der Weg ist oder doch eher das Wissen darum, ob ich wirklich Gutes tun kann oder noch etwas anderes, mag ich nicht zu sagen.

Euphorie

Wisst Ihr was das schöne ist? Ich lebe in einer Zeit, in einem Ort, wo ich mich frei entscheiden kann, was ich morgen zum Frühstück esse. Ob ich das Toast esse, was ich mir vor 2 Tagen gekauft habe oder mir Rührei mache oder beides. Ich kann mir aussuchen, ob ich früh aufstehe oder erst um 13:00 Uhr frühstücke. Ich kann auch raus gehen und mir Frühstück machen lassen. Ich kann drei mal am Tag frühstücken, wenn ich will.

Ich kann das weil ich eine Ausbildung hatte, die mich von der ersten Klasse an bis hierher gebracht hat. Ich habe mir gestern alte Zeugnisse aus der ersten und zweiten Klasse angesehen. Wiederkehrend stand darin, dass ich eigenständig bin und kreativ und nicht schlecht in Mathe. Ich hatte in der dritten Klasse ein „sehr gut“ in Religion. Gleichzeitig stand auch ab der 2. Klasse, dass ich mich nicht gut in das soziale Gefüge einbinde, weil ich oft eigene Ideen vom sozialen Zusammenleben habe. Ich weiß nicht mehr was damit gemeint war, nur vlt. dass ich kein Fußball-Fan war.

Und heute bin ich nach 13 Jahren Schule und 5 Jahren Uni soweit, dass ich mich dazu entscheiden kann, ob ich Ende April in eine größere Wohnung ziehen möchte. Mitten in Dortmund, einer Großstadt mit einer der besten Fußballmanschaften Europas. Das ist vlt. Ironie, aber auch eben die Freiheit zu tun, was ich möchte. Ich bin gerade euphorisch, ich weiß das. Aber auch das Gefühl kommt von irgendwo her und wenn es auch nicht absolut rational ist, so ist etwas so gutes in dieser Welt, dass ich sagen kann:

Ich bin glücklich.

Kann man Menschen glücklich machen?

Ich gehe davon aus, dass jeder Mensch glücklich sein kann und glücklich sein will. Denn wenn er nicht glücklich sein kann, dann könnte ich darüber nicht schreiben, bzw. es beschreiben und es ist allgemeiner Konsens. Wenn man nicht glücklich sein wollte, dann würde man unglücklich sein wollen und das würde dazu führen, das der Mensch nicht mehr da wäre auf dieser Welt, denn es würde ihn z.B. sehr unglücklich machen, wenn jemand anders stirbt und auch das ist Konsens.

Nun kann ein Mensch die Dinge die ihn selbst betreffen, am besten selbst auch tun, da er am besten über sich bescheid weiß. Doch, wenn man sich selbst glücklich machen könnte, dann wäre jeder doch die ganze Zeit glücklich, denn welcher Grund sollte dagegen sprechen, wenn doch jeder Mensch glücklich sein will. Er kann es also nicht. Wir sehen nun die drei Prämissen, die zu der Frage führen, ob ein Mensch durch anderes bzw. im speziellen Fall durch einen anderen Menschen glücklich werden kann und als Handlungsanweisung was dieser dafür tun kann oder tun muss.

Was kann man tun für andere Menschen? Man kann ihnen etwas geben oder zeigen oder sagen. Das ist alles was man tun kann für einen anderen Menschen und ganz allgemein kann man ihm etwas geben. Gibt man dem anderen Menschen jedoch irgendwas, würde das nicht dazu führen, dass dieser glücklich ist. Denn wenn man einem fremden oder bekannten Menschen jede Stunde einen Stein geben würde, so wären die meisten, wenn nicht alle Menschen nicht glücklich. Nun was aber kann man Menschen geben, so dass Sie glücklich sind?

Die Antwort ist die Idee. Man kann Menschen eine Idee geben, die z.B. an den Dingen sind. So z.B. ist ein Stein von dem Strand, an dem ein anderer Mensch als Kind immer gefahren ist, und seit 40 Jahren nicht mehr war, von einer bekannten Person gegeben, zwar kein Garant für Glück, aber eine Möglichkeit darauf. Die Idee muss dabei in Verbindung stehen zu der Person. Abstrahiert von dem Gegenstand, ist es alleine die Idee, die den Menschen glücklich machen kann und das ist auch der Grund, wieso der Mensch sich alleine so schwer glücklich machen kann. Die Idee und der unbekannte Teil daran, der trotzdem so passend ist, sind wie Schlüssel und Schloss, die zusammen erdacht werden müssen. Ist der unbekannte Teil daran groß genug, kann er von einem Menschen selbst vlt. nie erdacht werden.

Mit Sicherheit ist dies nicht das gesamte Glück, aber es erklärt sich dadurch zumindest vielleicht, der Teil, den der andere Mensch daran haben kann.

Der Wunsch nicht zu leiden

Ich befinde mich in der äußerst schwierigen Lage, nicht zu wissen, ob mein Verlangen gegenüber einer nahe stehenden Person auf dem Wunsch begründet sind, die Person zu lieben oder zu begehren.

Was das ganze so schlimm macht, ist dass ich mit beiden Versionen nicht leben möchte. Liebe ich die Person, glaube ich nicht daran, in der Lage zu sein, sie glücklich zu machen. Sie würde unter mir Leiden und ihr Leben wäre, falls sie die Liebe erwidert, in einer abwärts gleitenden Spirale gefangen.

Das Begehren, also die Lust auf den Körper oder das Aussehen der Person finde ich moralisch verwerflich, weil ich sie damit zum Objekt mache und mich selbst nicht ausstehen könnte, so zu denken. Ich will kein Mensch sein, der so ist.

Und so bleibt mir nichts, als dieses Verlangen oder besser diesem Wunsch stand zu halten und zu verdrängen, damit nichts von beidem eintreten kann. Zumindest das es nicht meine Schuld ist. Denn darum geht es ja. Ich will nicht Schuld sein. So kann ich leider auch nicht Schuld sein, wenn jemandem gutes widerfährt, auch wenn ich es noch so sehr möchte.

Die Angst, die auch Teil von dieser Überlegung ist, schwingt mit. Ich vermute, dass ein jeder sich zunächst erkennen muss, um zu wissen was zu einem passt an anderem Mensch. Der Charakter ist passend, wenn er zu dem passt, von dem ich glaube, dass ich es bin. Viele Versuche sind wahrscheinlich nötig, bis ich merke, dass das eine oder das andere nicht zu mir passt und ich nicht bin. Das Fatale ist die andere Person, die darunter zu leiden hat, jedoch auch ihrerseits lernt wer sie ist.

Ich will nicht lernen wer ich bin und damit anderen schaden / helfen. Ich will nicht leiden. Ich denke das ist das grundsätzliche Problem. Leid zu vermeiden, obwohl ich so gut weiß was Leid bedeutet. Deswegen vermeide ich es gerade so konsequent. Ich kann aber auch kein langanhaltendes Glück dadurch erreichen. Entweder ich bin von meiner Außenwelt abhängig oder ich muss mit kleinen Glücksgefühlen leben. Aber über allem schwebt die Erkenntnis, dass ich aus dem Wunsch nicht zu leiden, nie Glück erleben werden kann. Das macht mich traurig und lässt mich leiden. Was für ein Zwiespalt das ist.

Aristoteles meinte, …

das Ziel allen Handelns sei das glückliche Leben.

Das glückliche Leben ist dabei bezogen auf das gesamte Leben des Menschen. Nun scheint es aber nicht sehr intuitiv , wenn ich die Regel nehme und scharf anwende.Ich sage, dass ein Leben wahrscheinlich umso „erfolgreicher“ ist , wenn einer der beiden Parameter glücklich und Leben verändert wird. Dabei betrachtet man den Quotienten wahrscheinlich so, dass man viel Glück haben möchte und dementsprechend wenig Leben. So hätte das junge, gerade geborene Kind, welches in einem Unfall so schnell stirbt, dass es keinen Schmerz oder ähnliches gehabt haben kann, enorm hohe Chancen ein erfolgreiches Leben gelebt zu haben.
Das interessante an diesem Gedanken scheint mir vor allem, dass es einfacher scheint diesen zweiten Faktor zu beeinflussen, als den ersten, auch wenn Aristoteles Anweisungen dafür gibt, wie man dies tut. Allein die damit verbundene Mühe würde jeden Hedonisten abschrecken 🙂