blue borders

Erhebe mich,
sehe das Fenster auf mich zukommen,
es springt auf,
der Wind weht mir warm ums Gesicht,
ich wehe hinaus,
vor mir die Wiese mit der kleinen Feuerstelle,
sie ist hinter mir,
weites Grün rauscht unter mir hinweg,
jeder einzelne Halm,
ich sehe eine Wand aus Bäumen,
die sich mir in den Weg stellt, aber
eine kleine Bewegung,
und ich bin weg,
hoch,
hoch,
höcher noch als je zuvor,
hinter allen Wolken,
ganz nah gen Sonne,
schade nur, das Blau verschwindet mit der Erde.

moment

Je ne savait pas qu’il y a quel que chose come ca.
It’s the undiscribable thats drifting away, in the same moment you seem to catch it.
Aber gleich ist es wieder zum Hauch geworden.

Je veux batir un palais pour le moment.
But it´s walls wouldn’t keep it in.
So lass ich den Gedanken lieber wieder ziehen, damit er frei von Mensch zu Mensch wandert.

Mais je senti que ca chose,
belongs to me, that it is made for me.
Mein Name scheint darauf zu stehen.

Ma dague tues l’esprit.
For it to never leave again.
Ich kann nicht anders, verzeihe mir.

-Volitus- 2. Aufzug

Nach dem Long Island Ice Tea fiel Jon in einen Halbschlaf mit der rechten Gesichtshälfte auf einen halb-klebenden Cola / Orangenlimonadefleck liegend. Er machte dabei keine Geräusche und so fiel es auch niemandem auf, wie er so da lag. Er fühlte sich wohl dabei. Ziemlich warm war es ihm, aber er musste nicht schwitzen. Er konnte auch ganz einfach seinen Körper für ein paar Zentimeter entrinnen und die Uhr und das Fenster hatten keine Bedeutung mehr für ihn.

Jon träumte von sich selbst. Er sah sich selbst so, wie er sich gerne haben wollte. Er war in dieser Traumgestalt eine Art Kugel mit leicht texturierter Oberfläche. Diese Kugel, sie schien nicht wirklich aus einem festen Material zu bestehen war blau. Die Kugel hatte kein Gesicht, keine Augen oder Extrimitäten. Sie war einfach perfekt rund und er konnte alles sehen was vor ihm lag, was er allein bestimmt. Er lag nicht und flog nicht, sondern war einfach irgendwo. Er konnte auch keine Bewegungen ausführen sondern war am nächsten Ort , sobald er es wollte.
Dieser Ort war für ihn ein hoher Hügel, aber noch kein Berg. Er konnte hinunter schauen und das Sonnenlicht blendete ihn beinahe. Der Boden war unter ihm ein gelbbrauner erdiger Weg der nach unten in das vor ihm liegende Tal führte. Das Tal bestand aus rechteckig angelegten Feldern in unterschiedlichen gelbtönen. Vor diesem erdigen hintergrund sah er vor sich auf dem Hügel, also ganz nah einen tief-grünen Baum mit dunkelbraunem Stamm. Das Licht fiel nicht durch ihn hindurch, so wie er sich die Szenerie jetzt ansah, aber hätte er sich in die richtige Position gedacht, hätte er die Sonne durch die Blätter sehen können. Im Moment aber war die Sonne direkt neben dem Baum stehend. Er musste nicht blinzeln oder spührte einen ähnlichen Effekt, er konnte sich einfach nur das Bild anschauen für immer , in seinen Gedanken.

Jedoch war er jetzt wieder in seiner dunklen Bar. Sein Gesicht platt gedrückt und halb taub auf einem ekligen Tresen , der nach versifften Resten von Flüßigkeiten und Erdnüssen roch. Er hörte den Regen gegen die Scheiben schlagen und die Uhr ticken. Das lehre Glas vor ihm und der Geschmack von Alkohol in seinem Mund, den er garnicht mochte. Dabei ein Gefühl von Kälte und eine dumpfe Unruhe im Kopf ungefähr im hinteren Teil, rechts, die sich auch auf den Rest seines Körpers auszuweiten drohte. Meist passierte das in den Fingern zuerst und irgendwann schlägt sich das dann auch auf seine Laune aus und er wird ziemlich arrogant und unterträglich gegenüber denen, die sich wenigstens temporär mit ihm abfinden konnten.

“ Ist alles in Ordnung mit dir ? “ , fragte Karin.

-Volitus- 1. Aufzug 3.Teil

Rechts in der Bar, nah an der Wand, an einem Tisch, ganz ähnlich dem, an dem auch Karin sitzt, sitzt Archibald West. Weder Karin, noch Jon, noch der Prinz können ihn sehen, da sein Platz in einer Art Nische, abgetrennt vom Rest der Gäste liegt. Das einzige was jeder von Archibald warnehmen kann, ist sein grau-brauner Kurzmantel, der , etwas unsauber, in der Nähe des Eingangs der Bar, hängt. Begraben unter vielen anderen Jacken und Mänteln, die allesamt mehr Farbe aufweisen, als die Bekleidung von Archibald.

Archibald saß an einem Laptop und arbeitete gerade seinen E-Mail Ordner ab. Er tat das jeden Freitag-Abend, und immer in der selben Bar, zu einem kleinen Glas Wein, in dessen Anschluss er sich einen Sherry gönnt. Es ist meist eine dänische Spezialität, von dem ihn seine Eltern bereits als Kind erzählt haben. Er erinnerte sich daran, weil sie ihm die kleinen Messinggläser geschenkt haben, die man sich ins Portemonnaie legt. Der Wein ist dabei sein Übel, das ihn von der unteren proletarisch geprägten Klasse abheben soll und der Sherry das einzige alkoholische Getränk, das er wirklich mag.

Die E-Mails sind meistens Banalitäten von Studenten, die nicht wissen wie sie sich für Klausuren anmelden sollen, oder ob die Vorlesung am nächsten Mittwoch statt findet, obwohl genau dieser Mittwoch ja ein Feiertag in Bayern ist. Sie langweilen ihn, jedoch muss er sie beantworten, weil das zu den Aufgaben eines Professors gehört. Diese Bürde trägt er nun seit 12 Jahren mit sich herum. Ursprünglich wollte er etwas großes werden und mit dem Wissen, das er erlangte, ganze Generationen verändern. Sein Tatendrang wurde nicht belohnt, da es nie eine wirkliche Chance gab in seinem Leben, sein Wissen einzusetzen. Jetzt sitzt Archibald in seinem Büro, Tag ein Tag aus und versucht Erstsemestern in den kleinen Hörsälen etwas beizubringen. Das verblüffende ist, dass sich durch die Routine eine Konzentration auf Nebensächliches bei ihm gebildet hat, wie das Fenster, dass er genau sich gegenüber liegend sieht.

Eben das Fenster bei dem durch das Fehlen einer Unterlegscheibe dem Barkeeper beim Versuch des Öffnens und vor allem des Schließens, seit geraumer Zeit Schwierigkeiten bereitet. Archibald weiß genau wo sich diese Scheibe befindet, welche vergessen wurde einzusetzen, als das Fenster vor 3 Jahren einmal ausgetauscht wurde. Seit diesem Tag verfolgt Archibald diese Scheibe, welche eine unfassbare Strecke von nahezu 142 Kilometern zurückgelegt hat, wobei ein Großteil dieser Strecke, nämlich sieben-neuntel, innerhalb eines Monats bewältigt wurde. In diesem Monat wurde der gesamte linke Teil der Bar renoviert. Dabei bewegten drei Handwerker diese kleine Scheibe von einem Ende der nördlichen Wand zum anderen Ende der südlichen Wand, an der sich der Tresen befand, jedoch immer nur innerhalb der linken Seite, nahe dem Eingang. Es war schwierig für Archibald , dafür zu sorgen, dass die Scheibe im Raum blieb, gab es doch zwei oder drei Situationen, wo sie schon fast hinaus war. Wofür er aber noch nie hatte sorgen müssen, war gegen die Entdeckung der Scheibe anzutreten. Das schien ihm auch unmöglich.

Die nächste E-Mail handelte von einem Artikel in einer Zeitschrift, die er nie abonniert hatte. Es ging um die Aufteilung der Welt in Kontinentalplatten, die die Forschung durch zunehmende Umweltkatastrophen, immer mehr interessiert. Er hatte davon gehört, aber nicht weiter nachgeforscht, gehört dieser Bereich doch eher weniger zu seinem Fachwissen. Er löschte sie nach kurzem Überfliegen. Da dies heute die letzte E-Mail war, hob er die rechte Hand um dem Barkeeper bescheid zu geben, dass er jetzt gerne seinen Sherry hätte.

Jon blickte zurück zu seinem Cocktail. Er mochte ihn nicht mehr und dachte nach. Er dachte über den Film, den er zuletzt gesehen hatte nach. Es war ein Thriller gewesen. Ziemlich Anspruchslos, wie er fand. Viel zu einfach gestrickt. Die meisten Motive des Films hat er schon 2 mal woanders gesehen und auch als am Ende klar wurde, dass nicht die Hauptfigur, die Hauptfigur war, sondern in Wirklichkeit ein Gegenstand, war ihm immer noch bleiern müde. „Seltsam“, dachte er da und überlegte wieso er überhaupt noch ins Kino ging, wenn er schon alles kannte.

-Volitus- 1. Aufzug 2.Teil

Jon vertrug gar keinen Alkohol, außerdem schmeckte er ihm nicht besonders, so wäre auch in diesem Fall ein Glas Cola mit Zitrone die bessere Wahl gewesen, aber er mochte die leichte Veränderung im Geschmack, die ihn zum gleichen Teil neu vorkommt und zum anderen vertraut. Außerdem half es ihm die Gedanken zu streuen, auch wenn er das so schon ganz gut konnte. Und auch dieses mal fiel ihm nicht sofort auf, dass er schon seit 3 Minuten auf den selben Fleck an der Wand starrte. Diese Uhr war für ihn ein besonderer Punkt von Interesse. Sie schien ihm als das langsamste und damit genügsamste im ganzen Raum. Neben den Figuren , die sich neben ihm vorbei drängten und denen die vor ihm arbeiteten. Selbst der eingesetzte Regen vor der Tür der Bar, der nun gegen die in Quadrate unterteilten Fensterscheiben tropfte, war für ihn ein im Vergleich zur Uhr unermesslich schnelle Tatsache. Das erschreckte ihn so sehr, dass er sich nicht bewusst wurde , wie er durch den Blick zum Fenster unweigerlich den Blick einer Frau fand, die sich genau am Fenster befand und den Raum zu begutachten schien, so wie er den Raum hinter den Scheiben begutachtet hatte.

Karin Iter konnte nicht übersehen, dass die Uhr sich heute langsamer bewegte als sonst. Die meisten Menschen merken es ihr Leben lang nicht, aber die Zeit ist variabel. Das ist vielen unterbewusst klar, und es nervt sie manchmal so sehr, dass es ihre ganze Stimmung verdirbt. Weil Karin das aber weiß ist es ihr egal und sie wurde so zur Beobachterin, die sich mit den Menschen auseinandersetzte, die sich ihrer Umgebung entziehen und sich selbst als Zentrum sehen.
Da war zum Beispiel der Prinz, der mal wieder um 22 Uhr , so wie jeden Freitag Abend, in die Tür hinein fiel , und das nicht allein. Daneben sah sie immer auch noch zwei andere Herren, sowie eine Frau, die jedoch im Gegensatz zu den Herren immer anders aussah. Das begann dann meistens mit dem Bestellen von einer Runde Cocktails für alle 4. Es war auch immer der selbe Drink, auch wenn Karin nicht wusste wie er hieß. Es war eine Mixtur aus gelben und grünen Farben, reich geschmückt mit allerlei Früchten und gold, silbern glitzernden Miniwuschel. Danach bestellte der Prinz einen Whisky, Glenlivet 21 Years mit Eis. Karin wusste, dass viele Menschen es als Abart ansehen, wenn man den Whisky mit Eis trinkt. Für den Prinzen, so glaubte sie, war es nur eine Art die Zeit zu strecken, bis die mitgebrachte Dame den zweiten Cocktail beendet, und den dritten Longdrink angefangen hatte. Sie mochte seine Erscheinung in schwarzem Anzug weder in dem Moment, wo er seinen Smaltalk begann, noch wo seine Kalkulation endete. Trotzdem besah sie ihn als eine Art missgebildete Attraktion immer wieder gerne, die ihr Bild von den selbst-verliebten Menschen auf jeden Freitag neu bestätigte.

Heute kam jemand in die Bar, den sie nicht kannte. Natürlich hatte sie ihn schon öfter gesehen, aber sie kannte ihn, so wie er jetzt war, nicht. Die grün-braune Jacke mit den Halbschuhen, der dunkelblauen Jeans und dem auffälligem Rucksack waren bekannt. Aber der Umstand, dass dieser Herr alleine da an diesem Platz saß, wo normalerweise niemand saß, das war vollkommen neu. Ziemlich schnell baute Karin trotzdem ein Bild in ihrem Kopf auf, was es sein könnte, dass an diesem Menschen nicht stimmt. Hier ihre Blitzanalyse :

  • Haare nicht gewaschen, seit 2 Tagen, also ist nicht viel unter Menschen
  • nächstes, die Augen schauen nicht ins Leere, also ein nervöser Mensch
  • nächstes, keine Begleitung, ist zu jung für eine Ehe, vermute Trennung von 2. oder 3. Freundin
  • nächstes, trinkt Cocktail, offensichtlich mit Cola, also mag keinen Alkohol, also kein starker Trinker
  • nächstes, Rucksack ist ein ungewöhnliches Modell, hat also einen Hang zum Ungewöhnlichen, aber nur portionsweise, also ängstlich und unbestätigt
  • nächstes, die Hände zittern nicht, also kein Kaffeetrinker
  • nächstes, die Augen unterlaufen, schläft schlecht
  • nächstes , der Boden unter der Person ist nicht nass , Blase funktioniert

Das letzte Argument ist ihr einfach bei ihrem internen Brainstorming durch gerutscht. Sie weiß, dass sie die Bilder von dem Mann, der ihr gegenüber sitzt in dem nächsten Moment aus ihrem Bewusstsein verdrängt hat, im übernächsten Moment aber in ihrem Unterbewussten wieder reaktivieren konnte. Dieses Bild ist ab jetzt fast nicht zu verrücken, es sei denn sie spricht die Person an. Dafür ist er ihr aber nicht wirklich interessant genug. Vielleicht tut sie es doch, dass zeigt der Abend. Bis zu diesem Moment ist ihr nicht aufgefallen, dass der Mann sie auf einmal auch sondiert, oder schaut er an ihr vorbei, da ist sie sich überhaupt nicht sicher. Ihr Gesicht ist nun abgewendet zum Prinzen, der sich an dem Bild labt, das er vor sich aufgestellt hat.

-Volitus- 1. Aufzug

Hauptcharaktere : Jon Stew, Archibald West, der Prinz, Karin Iter

Charakteristika: Insgesamt differenzierte Charaktere , mit einem Hang zum Durchschnitt und der Vorstellung von einer besseren Welt, in der Zeit des globalen wirtschaftlichen Aufschwungs, gleichzeitig aber entfremdet von der realen Situation und auch nicht unbedingt bereit etwas daran zu ändern.

Jon Stew ist ein 24 jähriger Student mit Bachelorabschluss. Er leistete Zivildienst und war zuvor auf einem Gymnasium am Rande einer Großstadt im Westen Deutschlands. 13 Jahre lang hat er das Leben nicht ernst genommen so, dass ihm spontan klar wurde, was es für einen Wert hatte, als ihm das erste mal eine engstirnige Person entgegen trat, an dessen Namen er sich nicht mehr erinnert. Die Welt für Jon war daraufhin monochrom und voller Unvorhersehbaren. Er sah sich nicht mehr im Stande die Welt als etwas gerechtes zu sehen, gleichzeitig aber war sie ihm so einfach und simpel gestrickt, weil das einzige Wesen in der Welt, der Mensch, diese stricken konnte.Das Elend in der Welt, war für ihn von Menschen gemacht und konnte auch von Menschen gelöst werden, jedoch konnte es nicht aufgehalten werden. So war einerseits hilflos im Angesicht der Welt und seiner selbst , konnte er in sich doch die selbe Gefahr sehen, die auch andere Menschen der Welt sind.

Jon Stew würde niemals Menschen ansprechen, die er nicht kennt. Sie müssen ihn zuerst ansprechen. Zudem ist er daraufhin eher erschreckt von dem Menschen und möchte ihn wieder loswerden, weil er seine Routine verletzt und so die zerstörerischen Kräfte vom Wandel in Gang zu kommen versuchen.

Nach einem missglücktem Versuch vor die Räder eines Autos zu kommen, ging er nach dem ersten Mal, dass er alleine ins Kino gefahren ist, in die Bar, die auch schon vorher ein oder zweimal der Zufluchtsort für Unterhaltung war.

An der Bar sitzt er nun ebenfalls das erste Mal allein. Er kann sich auch nicht daran erinnern, dass ihm je aufgefallen ist wie schmutzig dieser schwarze Tresen überhaupt war. Es scheint ihm, als hätten sich mehrere Jahrzehnte dehydriertes Bier auf dem Pressholz gestaut da der Barkeeper, der ihm jetzt den Long Island Ice-Tea ( extra ) entgegen reichte, oder der Besitzer die Investition in einen Putzlappen für überflüssig hielten. Long Island Ice-Tea war gar kein echter Eistee, in Wirklichkeit ist es nur eine Mixtur aus den gängigsten Alkoholsorten aufgegossen mit Cola und Zitrone. Ein erbärmlich unentschlossener Geschmack hatte er. Auf der Uhr zählte Jon 12 Ziffern, wobei die zwölfte fehlte, an ihrer Stelle war nur ein dickerer Strich und so wie er es interpretierte war er noch ein Strich davor.Einen Strich danach wollte er sich nach Hause begeben.