Entkommen

Heute fiel mir ein netter Gedanke ein.

Es geht um das Gefühl entkommen zu wollen. Dieser Impuls tritt auf, wenn man in einem System steckt, dass man nicht verlassen kann. Diese Situation nicht verlassen zu können, kann viele Gründe haben. Der einfachste und vielleicht bekannteste Grund wäre Geld. Ein anderer Grund ist der Wunsch nicht einsam sein zu wollen. Früher war es wohl häufig die Angst um die eigene Gesundheit. In unserer Gesellschaft dürfte das aber nun wohl eher zur Ausnahme werden.

Aber ich möchte nicht über die spontanen Fluchtgedanken diskutieren. Mir geht es um ein unterschwelliges Gefühl, dass sich über das gesamte Leben hinweg aufbauen kann. Es hat mit dem System zu tun, dass über den Möglichkeiten steht, die uns eine Wahl lassen. So kann ich mir zum Beispiel aussuchen was ich esse, aber nicht das ich esse. Ich kann eine Person finden, mit der ich zusammen bin und ich kann auch allein sein, aber ich kann nicht noch mehr. Und damit möchte ich nicht auf die vielen Tabus oder gesellschaftlichen Zwänge eingehen, die dieses Beispiel insbesondere beinhaltet. Es geht um den Zwang zur Wahl. Selbst wenn wir nicht wählen, wählen wir.

Das System, in dem wir stecken, nenne ich mal abstrakt „Leben“. Wir können nicht anders als Leben. Alles was ist, lebt. Mit Ausnahme von einfachster Materie, ist doch alles, was tut gleich leben und wenn es mir um Entscheidungen oder simpler formuliert, sein geht, dann kann nur vom Leben gesprochen werden.

Oder vielleicht noch die einfachsten Kräfte die wirken, wie sie nun einmal wirken. Es gibt keinen Stein, der auf der Erde nach oben fallen würde. Ich gebe zu, dass es ein sehr krasses Beispiel ist, aber es veranschaulicht den nächsten Gedanken.

Wieso stört es uns nicht, dass der Stein nie nach oben fällt? In unserem alltäglichen Leben gibt es so viele gegebene Dinge, die mich nicht im geringsten Zweifeln lassen. Es wundert mich nicht und selbst der Gedanke an ein Gegenteil scheint so abwegig, dass ich mir ein Leben anders als jetzt nur schwer vorstellen kann.

Der Gedanke kommt ursprünglich von einem Computerspiel und einem Youtube-Video. In dem Video wurden kulturelle Gegebenheiten besprochen. So zum Beispiel das Alphabet, welches wir in eine absolute Ordnung gebracht haben. Es gibt dabei in den meisten Fällen kein erkennbares System. Das Computerspiel hat den Gedanken gebracht, dass wir, sobald wir merken, dass wir in einem geschlossenem System leben, versuchen diesem zu entkommen, selbst wenn wir keine Aussicht darauf haben, was überhaupt außerhalb des Systems existiert, besser oder anders ist.

Am einfachsten wäre es zu sagen, dass der Mangel an freier Entscheidung dazu führt, dass ein Mensch rebelliert, aber wie ist es in dem allgemeinem Fall „Leben“? Ich denke es gibt ein Paar Menschen die mit dem „Nicht“-Leben darauf antworten würden. Es wäre ein Versuch der Unfreiheit zu entkommen, aber zumindest soweit ich weiß, verliert man damit auf jeden Fall die Freiheiten, die man im Leben hatte. Es kommt also nicht dazu, dass wir mehr Freiheit gewinnen würden und damit einem Gefängnis entkommen.

Im Moment bin ich eher bei dem Ergebnis, dass ich mich frage, wieso mich ein System so dermaßen stören sollte. Das tut es, in den einfachsten fällen (s.oben „Stein fällt nach unten“) ja jetzt schon nicht. Aber wenn es mich stören würde, wieso möchte ich es ändern? Betrachtet auf greifbare Situationen wäre die Frage, wieso ich aus einer Art von Simulation entkommen möchte? Wenn ich nicht merken kann, was ich nicht tun kann, was für einen Unterschied würde es machen, diesem zu entkommen?

Es wird dann meist sehr abstrakt. Es ist der Wunsch nach Freiheit oder der Wunsch nach der Wahl, die wir sofort nicht haben, wenn man unsere Wahl einschränkt. Aber selbst dann wäre eine vollkommene Simulation, von der wir wüssten, dass sie nicht echt ist, so schlimm?

Es wäre doch nicht anders, als würde ich eine Brille aufsetzen, welche ein Bild der Welt zeigt, dass 0,1 Sekunden verzögert wäre. Ich würde es merken, es würde aber nichts ändern. Warum sollte ich also versuchen die Brille abzunehmen?

Wir können gar nicht verlieren

Die schlechten Dinge werden vergehen, weil Sie sich selbst vergehen lassen und das, was gut ist, was dem Menschen eigen ist, wird sich selbst immer wieder bestärken. Natürlich werden immer wieder Zeiten kommen in denen wir vergehen und neu aufbauen müssen. Das ist jedoch immer so gewesen und bezeugt den Wandel, die Fähigkeit zu ändern.

Ich werde diese Welt nicht besser machen können, ich werde auch keine bessere Welt mehr erleben. So wie die Welt jetzt ist, ist sie die beste, die für mich existieren kann. Was ich jedoch kann, ist sie nicht schlechter zu machen, als sie jetzt ist.

Zum Besseren ändern jedoch werden wir unsere Welt nur als Gemeinschaft, als das was die Menschen ausmacht. Wenn die Menschen das nicht können, werden sie ihr eigener Untergang sein, lang bevor die Welt untergegangen ist. Ist der Mensch jedoch das was ich glaube, dann können wir gar nicht verlieren.

Kapitalismus ist gut

Wunsch und Trieb sind im Menschen verankert, wie das
Atmen und der Durst.

Eine Gesellschaft, eine Zusammenkunft von Individuen,
die diesen beiden Prinzipien unterliegen, muss sich damit
auseinandersetzen. Wunsch und Trieb haben nämlich das
Potential wie nichts zweites die Gesellschaft wieder zu
zerreißen.

Der Kapitalismus ist davon geprägt, dass eine Währung an
Stelle der Arbeitskraft tritt. Sie vertritt den Wert dieser
Arbeit und ermöglicht es dem einzelnen diesen Wert gegen
Materielles und Dienstleistungen einzutauschen. Es projeziert
damit die Möglichkeit der Wünsche und des Triebes auf ein
konkretes Ding.

Und das ist es, was der Kapitalismus gut macht. Der Wunsch ist
keine abstrakte Vorstellung mehr, sondern kann geplant werden.
Gleichzeitig regelt das Kapital den Wunsch und den Trieb und
passt sie an die Gegebenheiten an, die zur Zeit herrschen. Das
aber passiert wiederum nicht durch Zwang, denn ein absolut
freier Kapitalismus würde sich durch sich selbst regulieren.
Grundlegend dafür ist der Wert, der sich durch Konsumenten und
Gegebenheiten selbst eine Grenze setzt. Und auch nur diese Wünsche
und Triebe können befriedigt werden. Nämlich nur dann wenn auch
die Voraussetzungen dafür gegeben sind.

So bleibt ein Gesellschaft bestehen, die sich durch eine kleine
Abstraktion die großen Abstraktionen in Wunsch und Trieb realistischer
macht.

Ich glaube manchmal

Ich glaube manchmal, ich bin am Ende angekommen.
Aber es ist mein Ende. Das Ende, dass ich mir gesetzt
habe, weil ich nicht weiter gehen will.

Und wenn ich dann so am Ende stehe, dann sehe ich
über dieses Ende hinaus andere, die noch weiter gehen.
Und dann will ich auch weiter gehen. Aber ich nehme
es mir nicht vor.

Das Gefühl, dass dabei entsteht, manchmal, ist so
etwas wie Spannung oder Anspannung. Ich weiß dann
nicht, was ich tun soll um diese Spannung wieder los
zu werden.

Letztens habe ich dann etwas getan, was man mir
angeraten hat. Im Grunde war dieser Rat einer dieser
Dinge jenseits des Ziels. Denn irgendwo muss doch
der Wunsch, auch wenn es eines anderen Wunsch war,
auch bei mir Fuß fassen, damit ich ihn überhaupt
spüre. Und dieses Spüren ist eine Art Anspannung.

Oft schreibe ich während dieser Anspannung auch in
diesem Blog hier. So ist dieser Eintrag entstanden.

Ich möchte mir mit diesem Schreiben den Wunsch von
der Seele schreiben und die Spannung lösen, indem ich
durch das Ordnen und dem Fassen von Gedanken einen
festen Raum um mich schaffe. Dieser Raum soll dann
zeigen, dass ich ihn nicht brauche und mich in meinen
Überzeugungen stärken.

So zum Beispiel verstehe ich zur Zeit das Prinzip von
Beziehung und Liebe und Zusammensein noch nicht. Der
Wunsch allein jemanden zu haben, ist da. Ich fühle aber
auch, dass es nicht jeder sein kann. Das bricht jedoch
mit meinem Anspruch jedem Mensch Freund zu sein oder
zumindest nicht die Person zu sein, die einen anderen
schlecht, nervig oder so findet. So etwas tun meiner
Auffassung nach nämlich nur schlechte Menschen.

Es gibt aber auch die andere Auffassung, dass gute
Menschen, eben solchen „schlechten“ Menschen helfen,
gut zu werden. Und da setzt dann der Rat von so vielen
an, dass man es versuchen sollte, auch mit Menschen zu-
sammen zu sein, die nicht der sind, den man sich
vorstellt. Es könnte sogar jemande sein, den man nicht
mag, von dem man aber glaubt, dass man selbst dafür
sorgen kann, dass er gut wird.

Das aber, kann ich nicht. Ich habe ein Prinzip zum
Maxime erhoben und dieses besagt, dass ich Menschen nicht
ändern kann. Sie tun es von selbst oder gar nicht.

Jetzt bin ich also niemand, der versuchen wird aus
dir einen besseren Menschen zu machen und auch niemand,
der mit beliebigen Menschen eine Beziehung anfängt, sondern
nach bestimmten Persönlichkeiten sucht.

Es kommt noch etwas hinzu. Es ist eine Angst die ich habe.
Ich befürchte einen Machtkomplex zu entwickeln. Sollte
das so sein, dann suche ich automatisch nach sozial
schwachen Menschen, die besonders zurück gezogen wirken,
um mich ihnen überlegen zu fühlen. Sollte das eines der
Hauptmerkmale sein, nach dem ich suche bei einer Beziehung,
dann will ich diese auch nicht. Sie wäre dann aus schlechten
Beweggründen entstanden mit dem Ziel die Schwäche des anderen
auszunutzen und mein EGO hervor zu tun.

Ich will so nicht sein. Ich suche nach einer harmlosen
Person, die mich fordert und sich das auch die Schultern
lädt, weil sie einen besseren Menschen aus mir machen will.
Die Person soll gleichzeitig aber auch etwas von mir haben.
Ich will eine Last sein, aber auch selbst tragen. Ich glaube,
ich kann in einer hektischen Zeit, die mit vielen Vorurteilen
kämpft, jemand sein, der versucht offen und Gegenwärtig zu sein.
Ich glaube mit ein bisschen Unterstützung könnte ich die Dinge,
die ich wirklich machen will, so tun, dass sie auch für
den anderen etwas gutes darstellen, was sie alleine nicht
getan / geschafft hätten.

Ich wirke dann vielleicht in manchen Momenten etwas künstlich
oder reserviert. Ich bin in manchen Augen evtl. sogar
ängstlich oder unsozial, aber ich denke, dass ich mich in Wegen, die
ich dann doch einmal gegangen bin, schließlich wohl fühle.

Soll ich lügen? Soll ich ein anderes Leben diesen Wunsch leben
und jetzt nur so tun, als würde ich mich freuen über deinen Besuch?

Wieso ist das Ziel da hinten so nah und für mich unerreichbar mit
den Annahmen die ich mache?

Bin ich emotional so oft verletzt worden, dass ich mir normale Beziehungen
gar nicht vorstellen kann oder überhaupt eine Beziehung nicht
vorstellen kann?

Verdränge und verschiebe ich einfache Probleme auf komplexere um
Zeit zu schinden und eine Lösung zu verhindern? Sucht sich der
Mensch seine Begründungen aus?

Wo ist der Mensch, der so denkt wie ich, isst wie ich, lebt wie
ich und sein will wie ich und gleichzeitig nicht so ist wie ich,
nicht so lebt wie ich und nicht ich sein will, aber mit mir sein
will?

Wieso vergesse ich immer wie schlimm die Vergangenheit war und
wie gut die Zukunft sein könnte?

Wo hört der Widerspruch auf?

Als du jung warst

Als du jung warst, gab es für alles eine Zeit und einen Ort.

Morgens kam deine Mutter oder dein Vater in dein Zimmer und schaltete das Licht an. Du bekamst das Frühstück und konntest mit deinen Schulsachen zur Schule gehen. Deine Mutter oder eine Nachbarin hat dich zur Schule begleitet.

Deine Mutter ging zu Freundinnen und dein Vater war arbeiten. Es gab um 14 Uhr oder so Mittagessen, wenn du aus der Schule kamst. Deine Freunde kamen manchmal mit und ihr habt alle zusammen gegessen. Danach konntet ihr zusammen spielen. Dein Vater kam von der Arbeit zurück und aß und lag auf dem Sofa im Wohnzimmer. Deine Freunde gingen um 18 oder 19 Uhr oder so. Wenn sie abgeholt wurden, konnten sie noch etwas länger bleiben, weil deine Mutter und die Mutter deiner Freunde noch miteinander geredet haben.

Abends dann gab es ein Abendessen und deine Mutter und dein Vater saßen zusammen mit dir am Tisch. Normalerweise gab es Brot und Aufschnitt auf dem Tisch und alle haben sich ihr Brot selbst gemacht. Abends dann bist du ins Bett gebracht worden. Das hast du allein gemacht. Manchmal hast du dann noch ein Hörspiel auf deinem Kassettenrekorder gehört. Dein Vater und deine Mutter haben noch Fern gesehen. Ganz manchmal, wenn du nicht einschlafen konntest, hast du dich in den Flur gesetzt um gerade eben, ohne dass dein Vater und deine Mutter es bemerken konnten, auf den Fernseher sehen zu können. Oft auch waren es die Geschichten und Geräusche von drüben, die dir geholfen haben einzuschlafen.

Das ist alles nicht mehr. Es gibt kein Aufstehen, kein Frühstück, keine Freunde, kein Abendessen, kein Hörspiel und kein Einschlafen. Es gibt das nicht mehr mit ihnen mit den Menschen. Die Menschen sind das wichtige. Das wichtigste ist, dass sie da sind.

Der Wunsch nicht zu leiden

Ich befinde mich in der äußerst schwierigen Lage, nicht zu wissen, ob mein Verlangen gegenüber einer nahe stehenden Person auf dem Wunsch begründet sind, die Person zu lieben oder zu begehren.

Was das ganze so schlimm macht, ist dass ich mit beiden Versionen nicht leben möchte. Liebe ich die Person, glaube ich nicht daran, in der Lage zu sein, sie glücklich zu machen. Sie würde unter mir Leiden und ihr Leben wäre, falls sie die Liebe erwidert, in einer abwärts gleitenden Spirale gefangen.

Das Begehren, also die Lust auf den Körper oder das Aussehen der Person finde ich moralisch verwerflich, weil ich sie damit zum Objekt mache und mich selbst nicht ausstehen könnte, so zu denken. Ich will kein Mensch sein, der so ist.

Und so bleibt mir nichts, als dieses Verlangen oder besser diesem Wunsch stand zu halten und zu verdrängen, damit nichts von beidem eintreten kann. Zumindest das es nicht meine Schuld ist. Denn darum geht es ja. Ich will nicht Schuld sein. So kann ich leider auch nicht Schuld sein, wenn jemandem gutes widerfährt, auch wenn ich es noch so sehr möchte.

Die Angst, die auch Teil von dieser Überlegung ist, schwingt mit. Ich vermute, dass ein jeder sich zunächst erkennen muss, um zu wissen was zu einem passt an anderem Mensch. Der Charakter ist passend, wenn er zu dem passt, von dem ich glaube, dass ich es bin. Viele Versuche sind wahrscheinlich nötig, bis ich merke, dass das eine oder das andere nicht zu mir passt und ich nicht bin. Das Fatale ist die andere Person, die darunter zu leiden hat, jedoch auch ihrerseits lernt wer sie ist.

Ich will nicht lernen wer ich bin und damit anderen schaden / helfen. Ich will nicht leiden. Ich denke das ist das grundsätzliche Problem. Leid zu vermeiden, obwohl ich so gut weiß was Leid bedeutet. Deswegen vermeide ich es gerade so konsequent. Ich kann aber auch kein langanhaltendes Glück dadurch erreichen. Entweder ich bin von meiner Außenwelt abhängig oder ich muss mit kleinen Glücksgefühlen leben. Aber über allem schwebt die Erkenntnis, dass ich aus dem Wunsch nicht zu leiden, nie Glück erleben werden kann. Das macht mich traurig und lässt mich leiden. Was für ein Zwiespalt das ist.

Ganz leise nur

Play.
Ich höre nichts.
Die Tastatur ist sehr laut.
Das Klacken der Uhr an der Wand ist laut.
Der Lüfter im PC ist laut.
Das Rauschen von Blut in meinen Ohren ist laut.
Der Wind draußen ist laut.
Der Nachbar an der Tür ist laut.
Der Stoff von meinem Hemd ist laut.
Ein konstantes Fiepen ist laut.
Die Sirene von einem Krankenwagen draußen ist laut.

Nur die Musik, die Musik ist ganz leise. Trotzdem will ich die Musik hören und ich kann sie hören.

Die Musik ist leise.
Die Welt ist still.